Geschichte der Feuerwehr Nossen
Wohl kaum ein Ort ist in den letzten Jahrhunderten so oft von verheerenden Bränden heimgesucht worden wie die Stadt Nossen. Die Gründe dafür finden wir in der Bauart der Häuser und nicht zuletzt im Mangel an Löschwasser. Die Lage am Berghang und das Fehlen eines ausreichenden Wasserlaufes verhinderten das Anlegen von größeren Feuerlöschteichen. 1540 wurde fast das ganze Städtchen durch einen Brand eingeäschert. Mehrere Brände in den Jahren 1577, 1599, 1680, 1701 und 1719 vernichteten einen Großteil der Stadt. 1732 und 1774 wurde auf der Basis der Kurfürstlich-Sächsischen "General-Feuer-Ordnung" eine Revision der Nossener Feuerordnung veranlasst. 1834 besaß die Stadt Nossen eine große Feuerspritze, 78 Feuereimer, 4 eichene Sturmfäßer, 4 Feuerhaken und 6 Feuerleitern. Es bildete sich immer mehr heraus, dass eine dem Zufall überlassene Brandbekämpfung keine Wirkung zeigte. So wurde 1850 eine neue Feuerlöschordnung in Kraft gesetzt. Die Brandbekämpfung wurde künftig durch die Kommunalgarde mit einem Löschkorps, einer Arbeiterschar und einer Rettungsschar gebildet. Dazu kam aus den aktiven Turnern eine freiwillige Flugfeuerdämpfungsschar. 1870 erließ der Maler Ferdinand Bohl einen Aufruf zur Bildung einer freiwilligen Feuerwehr. Im gleichen Jahr genehmigten die städtischen Körperschaften die neue Lokalfeuerordnung und die Gründungsversammlung im "Deutschen Haus" konnte am 17.10.1870 erfolgen. Der Eintritt in diese Feuerwehr erfolgte auf freiwilliger Basis, der Dienst war jedoch Pflicht und so ist es auch noch heute. 1871 trat die Nossener Wehr dem "Sächsischen Feuerwehrverband" bei. 1877 übernahm die freiwillige Feuerwehr die Mitglieder der Turnerfeuerwehr in ihre Reihen. Den größten Fortschritt für das Nossener Feuerlöschwesen bedeutete der Bau der städtischen Hochdruckwasserleitung im Jahre 1891. Da durch den Bau der Bismarckstrasse das auf dem Gelände der alten Schule befindliche Steiger- und Spritzenhaus verschwinden musste, erfolgte der Neubau 1903 an der neuen Schule in der Verlängerung der Turnhalle mit 3 Ausfahrten. Aus dem Bericht zur 50-Jahrfeier 1920 geht hervor, dass die Wehr in den ersten 50 Jahren 136-mal zur Brandbekämpfung eingesetzt war. Automobil-Feuerlöschzug (seit 1926) Ein weiterer Höhepunkt für die Nossener Wehr war 1926 die Anschaffung eines Automobil - Feuerlöschzuges. Das bedeutete auch für alle Ortschaften im Umkreis von 15km eine Wirkungsvolle Verbesserung des Brandschutzes. Eine seit langem geplante Neuerung, die Errichtung einer elektrischen Alarmanlage, wurde 1934 ausgeführt. Beim ersten Alarm konnte ein Löschzug von 10 Mann bereits nach 4 Minuten mit der Motorspritze das Gerätehaus verlassen. Das Reichsgesetz vom November ´38 legte die Aufgabe der Berufsfeuerwehr als Feuerschutzpolizei und der freiwilligen Feuerwehr als Hilfspolizeitruppe fest. 1938 wurde zusätzlich eine neue Motorspritze mit einer Leistung von 800 l/min angeschafft. Damit ergab sich folgender Bestand:
- 1 Motorspritze mit einer Leistung von 1500 l/min
- 1 Motorspritze mit 800 l/min
- 4 Handdruckspritzen
- 1 automobiler Gerätewagen
- 1 Gerätewagen, 3 Schlauchwagen, 3 mechanische Schiebeleitern für Handzug
- 4 Feuerlöschgerätehäuser und
- 1 Steigerturm
Während des II. Weltkrieges musste die Mannschaft der Nossener Wehr 421 mal bei Fliegeralarm ausrücken. Während des Luftangriffes auf Dresden war am 14. Februar ´45 auch eine 13 Mann starke Einsatzgruppe der Feuerwehr Nossen eingesetzt. 1945 musste das Gerätehaus geräumt werden, da es mit der angrenzenden Turnhalle als russisches Lazarett benötigt wurde. Dabei gingen die dort gelagerten Uniformen und Akten der Wehr verloren. Die Fahrzeuge und Geräte waren schwer beschädigt und wurden in Auslagerungsstellen mühsam wieder instand gesetzt. 50 Feuerwehrmänner gingen mit Eifer daran, die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. 1947 wurden die Feuerwehren wieder mit allen Geräten, Gebäuden und Grundstücken in kommunale Selbstverwaltung zurück geführt. Von 1945 bis 1950 hatte die Feuerwehr Nossen 46 Einsätze. Ab 1950 wurden die Feuerwehren wieder der Polizei angegliedert. Die Nossener Wehr hatte eine Stärke von 41 Personen. Der erste Höhepunkt nach dem Krieg war die Zuführung eines neuen Löschfahrzeuges LF15 vom Typ Klöckner-Deutz. Das bisherige Fahrzeug Baujahr 1926 wurde ausgesondert. 1960 bildeten sich an den Schulen die von der Feuerwehr unterstützten Arbeitsgemeinschaften "Junge Brandschutzhelfer". 1964 erfolgte der Austausch des LF Klöckner-Deutz gegen ein Löschfahrzeug LF15 vom Typ H3A, Baujahr 1953. 1967 erfolgte die Gründung einer Frauenlöschgruppe, die hauptsächlich im vorbeugendem Brandschutz tätig war. In den Jahren 1950 bis 1969 war die Wehr im Durchschnitt 15 mal pro Jahr im Einsatz. 1975 erfolgte durch die Kameraden der Umbau eines von der Stadtverwaltung nicht mehr genutzten Fäkalienwagens vom Typ S4000 (3000 Liter) zu einem Wassertransportwagen. Im gleichen Jahr erhielt die Feuerwehr mobilen UKW Funk, wodurch die Einsatzleitung ständig mit der Leitstelle im Kontakt sein konnte. 1976 war es nun endlich soweit, eine seit langem stehende Forderung wurde verwirklicht, eine neues Gerätehaus konnte gebaut werden. Durch die Kameraden wurde in ehrenamtlicher Arbeit Baufreiheit geschaffen. Ein Jahr später erfolgte die Grundsteinlegung (1977) und bereits am 28.04.1978 konnte das Gerätehauses an der Freiberger Straße 28a feierlich übergeben werden. Zur Übergabe erhielt die Feuerwehr Nossen ein LF-TS8 Typ LO2002 zur Nutzung. 1979 wurde die Gemeinde Eula nach Nossen eingemeindet, die Kameraden in die Feuerwehr Nossen - Kommandostelle 2 eingegliedert. 1982 erhielt die Feuerwehr Nossen ein nagelneues Löschfahrzeug LF16/W50. 1983 wurde die FFW Nossen mit der damals höchsten Auszeichnung für Feuerwehren "Für Verdienste im Brandschutz" ausgezeichnet. 1984 vervollständigte ein Tanklöschfahrzeug TLF16/W50 den Fahrzeugpark der Wehr. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 03.10.1990 wurden die Feuerwehren wieder in die kommunale Selbstverwaltung der Städte und Gemeinden zurückgeführt, die Arbeitsgemeinschaften "Junge Brandschutzhelfer" in Jugendfeuerwehren umgewandelt. Durch den sprunghaften Anstieg der Verkehrsdichte auf den Straßen und Autobahnen veränderte sich das Profil der Einsätze der Feuerwehr. So wurden hydraulische Rettungsgeräte (Schere, Spreizer) angeschafft, um verunfallten Personen zu helfen. Für den Transport der Rettungsgeräte erhielt die Nossener wehr ein Fahrzeug Typ LO1800 Kofferaufbau aus Armeebeständen. Der Umbau und die Farbgebung "Rot" wurde von den Kameraden selbst vorgenommen. 1990 wurde der Feuerwehr Nossen ein von der Feuerwehr Ellwangen nicht mehr benötigtes Tanklöschfahrzeug TLF 16/24 Mercedes, Baujahr 1963, kostenlos übergeben. Damit konnte das Provisorium "Wassertransportfahrzeug" verschrottet werden. 1992 übergab die Geschäftsleitung der Noremat das Kleinlöschfahrzeug KLF 8/B1000 mit der kompletten Ausrüstung an die FFW Nossen, die 7 Kameraden der Betriebsfeuerwehr wechselten ebenfalls zur Nossener Wehr. Durch das ständige Ansteigen der Verkehrsunfälle und der oft dadurch entstandenen Umweltschäden wurde 1993 ein Rüstwagen RW2 angeschafft. Einer der schwierigsten Einsätze der FFW Nossen war der Einsatz am 08.02.1994 bei einer Gasexplosion des Eckhauses Dresdner Str. / Talstr.. 24 Stunden standen die Kameraden damals vorbildlich im Dauereinsatz. 1995 zum 125 jährigen Bestehen der Feuerwehr Nossen gehörten 11 Kameradinnen, 47 Einsatzkräfte und 16 Kameraden der Alters- & Ehrenabteilung zur Wehr. 1996 erhielt die Wehr durch den Landkreis Meißen ein Löschgruppenfahrzeug LF16/TS "Katastrophenschutz" und wurde in den Katastrophenschutzzug des Landkreises eingegliedert. Am 08.04.1997 erfolgte ein schwieriger Einsatz auf der Autobahn 14 am Dreieck Nossen. Hier waren 3 Autobusse und 2 LKW verunfallt. Dieser Unfall forderte von allen eingesetzten Kräften höchste Leistung. So musste der eingeklemmte Busfahrer herausgeschnitten werden. Gleichzeitig wurden die Insassen der 3 Busse (ca. 150 Personen) medizinisch versorgt, aus dem Gefahrenbereich evakuiert und mit Rettungshubschraubern und mit mehreren Rettungs- und Krankentransportwagen in die umliegenden Krankenhäuser transportiert. Die unverletzten Passagiere wurden in die Grundschule und in das Gerätehaus der Wehr gebracht. In den Folgejahren musste die Wehr jährlich rund 100 Einsätze fahren. Zwischen 2003 und 2010 sogar dann 140 (Höchstwert 2006 - 171). Davon entfielen 64% auf techn. Hilfeleistung (Unfälle, Gefahrgut, etc.), 23% auf Brände und 13% auf Fehlalarme. 2001 wurde das Tanklöschfahrzeug TLF 16/24 durch ein neues Fahrzeug TLF 16/25 vom Typ Mercedes Benz ersetzt. 13. August 2002 Große Herausforderungen an die Wehr stellte das Augusthochwasser 2002. So wurden allein in dieser Zeit 260 Einsätze gefahren und mit der Feldküche täglich ca. 200 Personen versorgt. Bei einer Rettungsaktion auf der Schützenstraße musste das Tanklöschfahrzeug W50 und der Rüstwagen RW2 aufgegeben werden. Durch die ebenfalls im Raum Nossen eingesetzte Brandschutzeinheit aus Baden-Württemberg wurde sofort und ohne Bürokratie der mitgeführte Rüstwagen der Wehr zur vorübergehenden Nutzung überlassen. 14. August 2002 Das Tanklöschfahrzeug W50 konnte nicht wieder aufgebaut werden und wurde im Jahr 2004 durch das Fahrzeug TLF 16/45-W ersetzt. Der Rüstwagen RW2 konnte in einer Werkstatt wieder instand gesetzt werden. Im Jahr 2007 wurde ein neuer Vorausrüstwagen in Dienst gestellt. Er ist für einen schnellen Soforteinsatz und zusätzlich als Einsatzleitwagen für große Einsätze konzipiert. Durch die Kreisreform erhielt die Wehr einen nicht mehr benötigten PKW/Kommandowagen. Im Jahr 2010 konnte die FFW Nossen ihr 140 jähriges Bestehen feiern. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wehr folgenden Bestand:
- Einsatzleitwagen Opel, Baujahr 1995
- Vorausrüstwagen, Mercedes Benz Sprinter, Baujahr 2007
- Tanklöschfahrzeug 16/25, Mercedes Benz Atego, Baujahr 2001
- Tanklöschfahrzeug 16/45-W, Mercedes Benz Atego, Baujahr 2004
- Rüstwagen 2, IVECO Magirus, Baujahr 1993
- Löschfahrzeug 16/TS KatS, Mercedes Benz, Baujahr 1992
- Meldekrad, MZ, Baujahr 1993
- Mehrzweckfahrzeug, Mercedes Benz Vario, Baujahr 1991
Das Jahr 2010 brachte ein richtungsweisendes Ereignis mit sich. Es wurde der Bau eines neuen Gerätehauses beschlossen. So begann man mit den umfangreichen Planungen für das neue Vorhaben. Die Grundsteinlegung erfolgte schon 1 Jahr später am 06. Juli 2011. Wie schon in den 70-iger Jahren dauerte die Fertigstellung nur 1 Jahr und das neue Gerätehaus konnte im Jahr 2012 an die Kameraden übergeben werden. Passend zum neuen Standort wurde die Umgehungstraße in "An der Feuerwache" umbenannt. Die erste Bewährungsprobe für das neue Gebäude stellte das Hochwasser 2013 dar. Dabei wurde festgestellt, dass die Feuerwehr Nossen mit der neuen Infrastruktur für extreme Fälle gerüstet ist und den Ansprüchen in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Hygiene, Technik, etc. gewachsen ist. Durch die Eingemeindung der Gemeinden Ketzerbachtal und Leuben-Schleinitz im Januar 2014 wurden auch die Ortswehren Starbach, Ziegenhain, Raußlitz und Leuben-Schleinitz in die Feuerwehr Nossen eingegliedert. Dadurch besteht die Feuerwehr Nossen aktuell aus den folgenden Ortswehren, von denen jede einzelne auf eine eigene interessante Geschichte zurück blickt:
- Nossen
- Deutschenbora
- Wendischbora
- Ilkendorf
- Heynitz
- Starbach
- Ziegenhain
- Raußlitz
- Leuben-Schleinitz
Seit der Gebietsreform im Jahr 2014 zählt die Ortsfeuerwehr Nossen durchschnittlich 100 Einsätze pro Jahr. Das Einsatzgebiet umfasst das Kerngebiet der Stadt Nossen, den Ortsteil Rhäsa sowie hauptsächlich die Bundesautobahnen A4 & A14 um das Autobahndreieck Nossen. Aufgrund von technischen Mängeln und des hohen Alters wurden die Fahrzeuge Einsatzleitwagen 11/1 (Opel) und das Mehrzweckfahrzeug (Mercedes Benz) im Jahr 2014 still gelegt.
Quelle: 825 Jahre Nossen Festschrift
Autor: Reiner Lantzsch